Pressestimmen Look at me

Deutsche Welle: images/pdfs/dw.06.08.2010 docx.pdf

Deutsch-Chinesisches Kulturnetz: 10 Fragen an Jutta Hell und Dieter Baumann

Neues aus dem Reich der Mitte

Erfrischend ist die Ironie, mit der der Widerstreit zwischen Tradition und Moderne thematisiert wird. Zusammen mit den sechs Darstellern, die alle als freie Tänzer und Choreografen in China arbeiten, ist ein Stück gelungen, das das Tempo der Veränderungen erahnen lässt. Zweifelsfrei ein Festivalhöhepunkt.

(tanzpresse.de)

 

Sechs famose Könner

Rubato fahndet im 25. Jahr seines Bestehens dem Umgang mit Menschen nach. Dass Berlins Exportschlager Jutta Hell und Dieter Baumann gleichsam in Chinas rauen Pelz die Laus einer feinen Kompanie für modernen Tanz setzt, ist glückliches Nebenprodukt ihres anderthalb Dezennien währenden Engagements für Tanz im Reich der Mitte. Sechs famose Könner, bereits in anderen Truppen erfolgreich, konnten sie zur neuen Formation Mahjong Dance verschweißen, die über das einzelne Projekt hinaus kreativ weiterarbeiten soll. „Look at me, I’m Chinese“ stellt die Tänzer vor, lässt sie ihre Vorlieben benennen und das, was sie unter typisch chinesisch verstehen. Dass dabei bewusst europäische Klischees bedient werden, liegt auf der Hand. Shanghai, wo das Stück entstand, liegt eben im Magnetfeld zwischen Ost und West. Getanzt wird großartig, das Solo etwa von Chen Kai, dynamisch superb, technisch souverän im Spiel mit Verzögerungen, steht einzigartig da.

(Volkmar Draeger, tanznetz.de)

 

Schau! Mich! An!

Mit Stäbchen rücken die fünf chinesischen Tänzer der zarten Wang Hao zu Leibe. Sie entblättern die Schöne, ziehen ihr mit ein paar resoluten Handgriffen Jacke und Hose aus. So vollzieht sich die Geburt der neuen Chinesin – in Calvin Klein Underwear. Deutlich ist der Name des Logos auf den roten Panties zu lesen. Die Szene aus „Look at me, I’m Chinese“ ist augenzwinkernd ironisch – und fragt zugleich nach der Identität in Zeiten des globalisierten Kapitalismus. Experimentiert wurde mit Formen, die das Lebensgefühl junger Chinesen ausdrücken. „Look at me, I’m Chinese“ will zu einem anderen Blick herausfordern ... immer wieder fordern die Tänzer die Zuschauer auf, sie anzuschauen – und über den Zusammenhang von Kultur und Körper nachzudenken.Das Stück zeigt, wie der Einzelne fest eingebunden ist ins übermächtige Kollektiv. Wenn die Tänzer zur Gruppengymnastik antreten, unterwerfen sie sich einem militärischen Drill. Rubato zeigt aber auch Auflösungserscheinungen: Da taumeln die Tänzer wie Elementarteilchen über die Bühne. Das tradierte Harmonie-Ideal schimmert manchmal noch durch, darunter aber steckt Aggression. Doch die Choreografie will auch Spielräume für Individualität erkunden. In den Soli sieht man, wie sich alte in neue Formen transformieren.

(Sandra Luzina, Der Tagesspiegel, 22.8.2010)

Foto: Monika Rittershaus