Beziehung auf der Kippe
Rubatos „display life“ in der Tanzbühne
Der Kapuzenträger begegnet einem immer öfter auch im Theater. Besonders bei Tänzern ist die Rapper-Kluft beliebt. Kapuzenmenschen auf der Bühne stehen nicht automatisch für die kopflose Aktion, haben aber oft etwas zu verbergen. Jutta Hell und Dieter Baumann von der Tanzcompagnie Rubato streifen sich in ihrem neuen Stück „display life“ (Halle Tanzbühne, wieder 29.11. und 3.–6.12., jeweils 20 Uhr) die Kapuzen immer dann über, wenn es um Nähe geht – und die Beziehung zugleich auf der Kippe steht. „display life“ spielt in einem geometrischen Raum. Ein weißes Viereck auf schwarzem Grund – es stellt eine Art inneren Bezirk dar, der auch schon mal zur Kampfzone wird.Der Raum im Raum wird durch das wechselnde tänzerische Kraftfeld definiert.
Pressestimmen display life
Die beiden Tänzer durchqueren verschiedene Seinsentwürfe – die oft etwas Vorläufiges, manchmal auch Regressives haben. Aus den vorgeschriebenen Bahnen stolpern die immer wieder ins Ungewisse. So zögerlich, wie sie sich aufeinander zubewegen, so entschlossen wenden sie sich wieder ab. Meist bewegen sie sich gegenläufig, verkörpern eine stummen, zähen Widerstand, der schon mal zum angedeuteten Machtkampf wird. Dann wieder bilden sie ein verschworenes Paar, klopfen sich rhythmisch auf die Brust – die Herzen schlagen hier im gleichen Takt. Manchmal erkennt man am schlenkernden Gang oder am aggressiven Vorwärtspreschen den Habitus von Zeitgenossen wieder. Die getanzten Reflexionen zu Raum, Sein und Zeit wirken manchmal etwas schematisch. Doch Hell und Baumann korrespondieren wieder ganz wunderbar.
Tagesspiegel, Feuilleton, Kurz & Kritisch, Sandra Luzina, 29.11.2009.